Warum jeder eine eigene Website haben sollte

Datum: 01.11.2025 | Autor: Bünyamin Sarikaya | Sprache: Deutsch

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In einer Zeit, in der ein Großteil unseres digitalen Lebens auf wenigen zentralisierten Plattformen stattfindet – Facebook, Instagram, Twitter/X, LinkedIn, TikTok – ist es wichtiger denn je, über die Konsequenzen dieser Zentralisierung nachzudenken.

Die Illusion der kostenlosen Plattformen

"Wenn du nicht für das Produkt bezahlst, bist du das Produkt." Dieser Satz mag abgedroschen klingen, aber er trifft den Kern des Problems. Soziale Netzwerke bieten ihre Dienste scheinbar kostenlos an, doch der wahre Preis ist deine digitale Souveränität.

Was du aufgibst:

Der Verlust des freien Internets

Das Internet wurde als dezentrales Netzwerk konzipiert – jeder konnte seine eigene Stimme haben, seine eigene Ecke im digitalen Raum. Es sollte ein Werkzeug der Demokratisierung sein, ein Mittel zur freien Meinungsäußerung ohne Gatekeeper.

Doch in den letzten zwei Jahrzehnten haben wir diese Vision aufgegeben. Wir haben unsere digitale Identität, unsere Gedanken, unsere Erinnerungen in die Hände einiger weniger Konzerne gelegt. Wir haben Bequemlichkeit über Freiheit gewählt.

Die moralische Dimension

Es geht hier nicht nur um persönliche Präferenzen. Es geht um grundlegende Prinzipien:

Selbstbestimmung: In einer Demokratie haben wir das Recht, selbst zu bestimmen, wie wir uns ausdrücken und wie unsere Worte präsentiert werden. Wenn ein Algorithmus entscheidet, wer deine Beiträge sieht, gibst du dieses Recht auf.

Verantwortung: Indem wir Plattformen nutzen, die Desinformation, Polarisierung und Überwachungskapitalismus fördern, machen wir uns mitschuldig an deren Geschäftsmodell. Jeder Like, jeder Post füttert das System.

Kulturelles Erbe: Was passiert mit deinen Inhalten, wenn die Plattform morgen verschwindet? Ganze Epochen digitaler Kultur sind bereits verloren gegangen. Deine Gedanken und Werke verdienen Beständigkeit.

Widerstand gegen Monopole: Konzentration von Macht ist gefährlich – wirtschaftlich, politisch und kulturell. Jede eigene Website ist ein kleiner Akt des Widerstands gegen digitale Monopole.

Die moralische Verpflichtung zur Dezentralisierung

Wenn wir an die nächste Generation denken, welches Internet wollen wir ihnen hinterlassen? Eines, das von einer Handvoll Konzerne kontrolliert wird? Oder eines, das divers, dezentral und wirklich frei ist?

Für Kreative und Künstler

Du bist ein Schriftsteller, Fotograf, Musiker, Designer? Dann hast du eine besondere Verantwortung. Deine Kunst auf Plattformen zu veröffentlichen, die:

...ist eine Form der Selbstaufgabe. Eine eigene Website ist nicht nur praktisch – sie ist eine ethische Entscheidung.

Für Eltern und Erzieher

Welches Vorbild geben wir unseren Kindern? Wenn wir ihnen zeigen, dass das Internet gleichbedeutend mit Instagram und TikTok ist, erziehen wir eine Generation von passiven Konsumenten, nicht von aktiven Gestaltern.

Eine eigene Website zu haben – und wenn sie noch so einfach ist – lehrt:

Für Demokraten

Information ist Macht. Wer kontrolliert, wie Information fließt, kontrolliert die öffentliche Meinung. Die Konzentration von Kommunikationskanälen in den Händen weniger Konzerne ist eine Gefahr für die Demokratie.

Dezentralisierung ist nicht nur ein technisches Konzept – es ist ein demokratisches Prinzip. Jeder, der eine eigene Plattform betreibt, trägt zu einem gesünderen Informationsökosystem bei.

Das IndieWeb-Movement: Eine Bewegung, keine Technologie

Das IndieWeb ist mehr als nur eine Sammlung von Standards. Es ist eine Bewegung von Menschen, die erkannt haben, dass wir unser Internet zurückerobern müssen. Menschen, die sagen:

"Meine Gedanken gehören mir. Meine Daten gehören mir. Meine digitale Identität gehört mir."

Es ist keine Frage von technischem Können. Es ist eine Frage der Haltung.

Die Ausrede "Ich habe nichts zu sagen"

Viele sagen: "Aber ich bin nicht interessant genug für eine eigene Website." Das ist das perfekte Beispiel dafür, wie sehr uns die sozialen Netzwerke konditioniert haben.

Eine Website ist kein Reality-TV-Format, bei dem du ständig performen musst. Sie ist:

Du musst nicht täglich posten. Du musst keine Follower sammeln. Du musst nicht viral gehen. Du kannst einfach sein.

Der erste Schritt ist eine Entscheidung

Du brauchst keine Programmierkenntnisse für den Anfang. Du brauchst nur die Entscheidung: "Ich will ein Stück Internet zurück, das mir gehört."

Der Rest ist lernbar. Es gibt unzählige Wege – von einfach bis komplex, von kostenlos bis premium. Aber der wichtigste Schritt ist die Entscheidung selbst.

Fazit: Die Rückeroberung des Internets beginnt bei dir

Das Internet ist nicht kaputt – aber es wird von Kräften dominiert, die nicht unsere besten Interessen im Sinn haben. Die gute Nachricht: Jeder von uns kann etwas dagegen tun.

Eine eigene Website ist:

Du musst soziale Netzwerke nicht komplett aufgeben. Aber indem du deine eigene Website als Zentrum deiner Online-Präsenz etablierst, setzt du ein Zeichen: "Ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich im Internet existiere."

Das Web gehört uns allen. Aber nur, wenn wir es uns zurückholen.

Fang heute an. Nicht morgen. Nicht nächste Woche. Heute.


Weiterführende Links

Hast du bereits eine eigene Website? Oder planst du eine? Der wichtigste Schritt ist die Entscheidung.